Disneyworld New York

New York City. (c) 2013 Jan GraberNew York –  Eine Stadt nahe dem Zusammenbruch. Trampelnde Menschen, in den Himmel starrend. Schwitzend, kurze Hosen, Kameras um den Bauch. Grellrosa Turnschuhe, leuchtend rote T-Shirts, weiss-blau gestreifte Hosen. Orgasmen der Stillosigkeit. Abermillionen Füsse, die einen erratischen Rhytmus trampeln, ausser Rand und Band. Rundherum der Verkehr, hupend, trötend, ratternd und brummend: die Flut von Taxis, dazwischen private Wagen, hin und wieder ein Truck. Stop and go. Stop and go. Go and stop, go, stop, stop. Kein Fluss, nur Ruckeln. So auch die Menschen, ausweichend, Schritt und Stillstand, Schritt und Stillstand, jeder heimlich in sich fluchend über die Massen von Fremden, die den Weg versperren.

New York, am Rande des Zerfalls. Den Systemzusammenbruch vor Augen. Zu viele Menschen, zu viel Walt Disney. Der Times Square ein einziger Vergnügungspark, Little Italy ebenso wie der Rest des Molochs. Die Skyscraper schreien zum Himmel, in den Schluchten tobt die Vergnügungssucht. Chelsea – Tourismus auf hochgestyltem Niveau; Midtown – wo Durchschnittsreisende sich ihre Bäuche mit Big Macs und Pizza füllen; Financial District – das heimliche Erschauern vor dem fatalen Fall; die Museumsmeile – Kunst als neues Opium fürs Volk. Ausverkauf des Big Apple. Alle Stücke sind rausgefressen, was bleibt ist das Gehäuse.

Jan Graber, 24. Juni 2015