Kathedrale des Konsums

Los Angeles – Ein akustischer Hall wie in einer gothischen Kirche. Das zelestial verwobene Flüstern, geisterhaft durch die gläserne Halle sirrend – ein sich ins Mystische auflösendes Gebet des in Ehrfurcht Gesprochenen. Das strahlende Licht, das durch das geschwungene Glasdach fällt, sich sanft auf die Objekte der Anbetung fällt und sie heiligt.

Dazwischen die Hohepriester des Konsums, sich den Scharen der Gläubigen annehmend, in ihren Händen die Devotionalien der neuen Religion – allmächtige Geräte, verbunden mit gesamten Wissen über die Schafe, die in die Kathedrale des Konsums strömen, in der Hoffnung auf Erleuchtung. Ein sanfter Druck auf die Oberfläche und das schwarze Glaubensbehältnis verrät magisch  alles Gewünschte über die Heilsuchenden – ein inneres Erschauern über die Zauberkunst.

Brilliant inszenierter Hokuspokus im neuen Apple-Store in Santa Monica, Los Angeles. Die selbst ernannten Götter der neuen Religion namens Highend-Technologie, allwissende Macht über Herden der kaufwilligen Gläubigen, die ihr Seelenheil im Konsum zu finden hoffen.

Man ist versucht, sich bei Eintritt zu bekreuzigen.

Jan Graber, 9. Juni 2013